Bericht der Großfahrt in die Slowakei 2022/2023
Kalter Wind und eingeschneite Wege. So ungefähr sah unsere Wintergroßfahrt in die
Slowakei dieses Jahr aus. Ich persönlich war noch nie auf einer Wanderfahrt im Winter,
noch dazu war es für mich das erste Mal, so eine Großfahrt, also eine längere Fahrt ins
Ausland, zu planen. Und auch das, war schon eine ganz schöne Herausforderung! Aber,
ich denke, die haben Felix und ich, die diese Fahrt hauptsächlich geplant haben, ganz gut
bewältigt bekommen…
Naja, jetzt aber mal zur Fahrt selbst: Letztes Jahr stand wegen dem Bula im Sommer fest,
dass es in den Sommerferien keine Großfahrt im Stamm VII geben wird. Auch die
Herbstferien fielen aus, da diese nur eine Woche lang waren. Also Winter, dachten wir. Bei
der Recherche fiel uns ein kleines Land ins Auge, das wir beide, Felix und ich, kaum
kannten: Die Slowakei. Im Osten Europas, bis zu -15°C im Winter, das klang interessant!
Noch schnell einige Freunde aus Stamm V und VII – namentlich Timon, Flummi, Carsten,
Besus, Matze, Moritz, Tobi und Johannes – gefragt, und schon ging es am 28. Dezember
2022 los. Unser Plan: 10 Tage ab in den Slovak Paradise National Park im Osten der
Slowakei.
Am 27. gingen Felix, Timon und ich einkaufen. Ein Haufen an Essen, noch dazu das
ganze Zeltzeug, Benzinkocher etc. All das ab zum Haus Heliand in Oberursel, wo wir am
nächsten Tag alle gemeinsam packten und anschließend nach Frankfurt fuhren, von wo
unser Flixbus, der uns in die Slowakei bringen sollte, abfuhr. 16 Stunden im Bus, dann
noch ein paar zerquetschte in örtlicher bahn und Bus und schon waren wir da. Obwohl
wir eine warme Zeit für den slowakischen Winter, mit gerade mal bis zu -5°C erwischt
hatten, erwartete uns eine wunderschöne Schneelandschaft. Es gab da nur ein kleines
Problem: die Wege waren zugefroren. Doch das hielt uns, dank unserer Spikes für die
Schuhe, nicht auf und mit dem Ruf Spikes voran! ging es weiter aus der Stadt heraus in
den Wald auf einen kleinen Hügel, wo wir unser erstes Nachtlager aufschlagen sollten. Im
Dunkeln noch das Zelt aufbauen, Wasser holen und kochen und dann ab ins Bett, am
nächsten Morgen erwartete uns der Nationalpark, auf dessen eisige Wege, Berge und
Wasserfälle wir uns alle schon freuten.
Und so ging’s dann auch die nächsten Tage weiter. Und jeder Tag hatte seine eigenen
Besonderheiten und auch Anstrengungen: Am zweiten Wandertag, dem 30.12.2022 also,
mussten wir erst querfeldein ins Tal, auf 550 Höhenmeter hinunter, nur um danach schon
im Halbdunkel wieder auf 900 Meter auf den Gipfel eines Hügels zu marschieren, wo wir
auch unser Zelt aufschlugen, Feuer machten, um zu kochen und uns zu trocknen. Dort
fanden wir auch Bärenspuren, was ein wenig für Aufregung sorgte, doch einen Bären
sahen wir leider nicht. Schade eigentlich. Am Tag danach wurden nach einem schönen
Müsli mit Milchpulver und Wasser zum Frühstück wieder einige Höhenmeter überwunden,
bevor wir dann abends auf etwa 1150 Metern Höhe unser Lager aufschlugen, da wir uns
von dort aus erhofften einen schönen Blick auf das Feuerwerk am Abend zu haben. Es
war schließlich Silvester! Um dies auch ausgiebig zu feiern wollten wir nach dem
Abendessen noch Bratäpfel mit Vanillesoße machen, was, naja, sagen wir einigermaßen
gut funktionierte. Im Endeffekt aber eher für einen penetranten Geschmack von
verbrannter Mandel und Vanille im Topf hinterließ und dem darin entstandenen Trinkwasser.
Kurz vor zwölf liefen wir an den Rand des Berges, von wo wir ein wenig in ein Dorf schauen und so auch das Feuerwerk sehen
konnten. Um zwölf zündeten wir Wunderkerzen an, aßen Schokolade, wünschten uns ein
frohes neues Jahr und gingen dann ins Bett. Den 1.1.2023 verbrachten wir im gleichen
Lager, das wir zuvor aufgeschlagen hatten, ruhten uns ein wenig aus und starteten ganz
entspannt ins Neue Jahr.
So entspannt der 1.1. war, so abenteuerlich wurde wiederum der 2.1.2023: Wir packten
ein, liefen den Berg hinunter und kamen mittags in Melyinky, einem Vorort von Dedinky
an, wo wir rasteten, uns aber auch ein wenig umsahen und so eine kleine Skipiste fanden,
wo wir für etwa 20 Euro pro Person mit Ausrüstung und allem Ski fahren konnten! Dies
behielten wir uns im Hinterkopf und nahmen uns vor, an einem anderen Tag
zurückzukommen, um diese Piste unsicher zu machen. Aber dazu dann später mehr. Für
diesen Tag mussten wir erst aus Melynky raus, auf einen Berg hoch, wo angeblich eine
Schutzhütte sein sollte. Um dort hinauf zu gelangen, mussten wir allerdings erst einen
steilen Weg an einem Bach entlang den Berg hinauf. Dieser war zwar nicht allzu weit,
dafür allerdings umso anspruchsvoller: Immer wieder mussten wir über den Bach hinüber,
ohne Brücke, nur von Ketten oder kleinen Stufen gesichert, dann ging es wieder an
Leitern steil neben Wasserfällen die Steilwand hoch. Das allein ist schon nicht allzu leicht,
mit 25 Kilo auf dem Rücken und in einbrechender Dunkelheit wurde dieser Pfad für uns
zum echten Erlebnis! Oben angekommen fanden wir zwar keine Schutzhütte, dafür aber
ein Hotel, in dem wir nach mehreren Gesprächen mit mehreren Personen, die alle
entweder ein bisschen Deutsch oder sehr wenig Englisch sprachen, auch übernachten
konnten. Natürlich nicht in Zimmern, sondern in der Garage, in der auch ein Skilift stand.
Dort also machten wir es uns gemütlich, kochten und gingen schlafen. Hier entstand auch
unser Fahrtenlied „Winterweite“.
Nach einer durch bewegungsgesteuertes Licht, ausgelöst von streunenden Katzen,
gestörten Nacht ging es dann ab nach Dedinky, unserem eigentlichen Endziel für unsere
Reise. Doch ganz fertig waren wir mit dieser Gegend noch nicht: Das Skifahren stand
noch aus. Nachdem wir in beiden Orten vergeblich nach einem Schlafplatz gesucht
hatten, liefen wir zurück zur Skipiste und liehen uns Snowboards, Skier und Helme aus.
Naja, uns ist hier genau genommen falsch, da ich, zusammen mit Carsten und Flummi,
die auch lieber in der warmen Schutzhütte saßen, nicht die Piste runtersausten, sonder
auf die Sachen aufpassten und Fotos schossen. Anschließend ging’s, wie eigentlich jeden
Tag, wieder rauf auf einen Hügel, um dort unser Zelt aufzuschlagen. Nach dem Essen
wurde sich im Zelt noch ein wenig um meine Mütze und Käsenudeln gekloppt, dann
ging’s aber auch ins Bett, oder besser gesagt, in die Schlafsäcke.
Am 4.1. wurden wir von seltsamen Vogelgeräuschen und Schneemobilen geweckt, die
nah an unserem Zelt vorbeifuhren. Dieser Tag sollte unser letzter Fahrtentag sein. Ab jetzt
kam nur noch die Rückfahrt. Wir schlossen die Wintergroßfahrt im Jahr 2022/2023 in die
Slowakei auf dem Hügel, auf dem wir auch geschlafen hatten, neben einer Skipiste.
Johannes bekam noch ein Geschenk, denn er hatte an diesem Tag Geburtstag, teilten die
Aufnäher auf, die es bei jeder Großfahrt und bei jedem Sommerlager gibt, aus, und
machten uns dann auf den Weg zur Bushaltestelle in Dedinky. Dort aßen wir noch den
Geburtstagskuchen von Johannes, also zwei Packungen Fertigkuchen, die uns aber
mindestens so gut schmeckten, wie ein selbstgemachter Kuchen. Kurz darauf saßen wir
schon im Bus nach Spisska Nova Ves, der uns über steile und kurvige Bergstraßen führte.
In Spisska Nova Ves angekommen entschieden wir uns dazu, nicht in Spisska Nova Ves
essen zu gehen – das Essengehen am Ende einer Großfahrt ist auch eine Tradition –
sondern nach Poprad weiterzufahen. Dort angekommen fiel uns beim Mittagessen auf,
dass wir Timons Gitarre im Schnellzug vergessen hatten. Mist. Felix und Carsten
versuchten, das durch einige Telefonate irgendwie zu erklären, die anderen versuchten
währenddessen gratis in die Toiletten zu gelangen. Also hatten alle eine sinnvolle
Aufgabe. Anschließend teilten wir uns in Gruppen auf: Eine Gruppe sollte in der Stadt
nach einem Schlafplatz suchen, da wir sonst im Bahnhof schlafen müssten, die anderen
sollten nach einem Restaurant für unser Abschlussessen suchen. Die dritte Gruppe
passte auf die Rucksäcke auf. Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen kurz
zusammengefasst: Kein Schlafplatz, also Bahnhof, zwei Restaurants stehen zur Auswahl.
Kurz, bevor wir uns aufmachen wollten, um unser Restaurant zu wählen, kamen drei
Mädchen auf uns zu und sprachen uns auf Englisch an. Sie waren slowakische
Pfadfinderinnen! Wir unterhielten uns ein wenig, Matze, Moritz und ich tauschten
schweren Herzens unsere Halstücher mit ihnen und es stellte sich heraus, dass eine der
Pfadfinderinnen an den Ort fuhr, an dem unsere Gitarre gelandet war. Wir machten also
ab, dass sie unsere Gitarre abholt und wir im Sommer mal in die Slowakei fahren, um die
Gitarre und unsere Halstücher zurückzuholen. Der Plan steht bis heute. Nun hatten wir
aber Hunger und gingen essen. Wir wählten das Restaurant, welches wir nur „Schwarzer
Boden“ nannten. Es hatte nämlich einen schicken, schwarzen Boden. Burger mit
Pommes und zum Nachtisch Pfannkuchen mit Nutella oder Lavakuchen! Was ein Genuss!
Nach dem Essen ging es zurück zum Bahnhof, wo wir uns schlafen legten. Naja,
jedenfalls so gut wie möglich, denn wir mussten Nachtwache halten und das grelle Licht
der Lampen half auch nicht gerade. Ab jetzt ging es per Reisebus über Budapest zurück
nach Frankfurt, wo wir einen Tag später ankamen. Von 16 Stunden Bus- und 10 Tagen
Großfahrt verabschiedeten wir uns knapp, geschlossen hatten wir ja in Dedinky schon,
und dann ging es für jeden individuell nach Hause.
Wieder eine Großfahrt, deren Erlebnisse sich für alle Ewigkeit im Gedächtnis von jedem
von uns einbrennen werden. Eine Großfahrt ist immer ein sehr intensives Erlebnis, das
man mit wenig anderen Dingen sonst vergleichen kann. Man ist als Gruppe ganz auf sich
alleine gestellt und muss spontan auf alle möglichen Probleme und Herausforderungen
reagieren, was sowohl die Gruppe, als auch jeden Einzelnen stärkt. Ich kann es jedem nur
empfehlen, selbst ein Mal auf Fahrt zu gehen.
Vielleicht sieht man sich dabei ja mal.
Gut Pfad,
Coco, Stamm VII, Oranien